Zwischen Emmerich und Oberhausen in Nordrhein-Westfalen wird aktuell die Bahnstrecke dreigleisig ausgebaut. Um Platz für das dritte Gleis zu schaffen, werden im Bauabschnitt 3 (Voerde-Friedrichsfeld/Wesel) elf Eisenbahn- und drei Straßenüberführungen sowie zwei Haltepunkte erneuert. Eine davon ist die Straßenbrücke Willy-Brandt-Straße bei Wesel, welche die Bundesstraße 8 über die Bahngleise führt. Für ein neues, drittes Gleis ist die bestehende Brücke zu schmal und muss deshalb durch einen Neubau ersetzt werden.
Der ursprüngliche Entwurf sah eine Zweifeldbrücke in Spannbetonbauweise vor. Dieser Entwurf beinhaltet eine Hilfsbrücke für den Straßenverkehr, die neben der vorhandenen Brücke errichtet würde, um den Verkehr während der Bauzeit von 2,5 Jahren auf diese umzuleiten. Um die Einschränkungen auf der vielbefahrenen Straße möglichst kurz zu halten und auf die Behelfsbrücke zu verzichten, wurde ein alternatives Bauwerk gewählt, das in modularer Bauweise deutlich schneller fertiggestellt werden kann und ohne eine aufwändige Behelfsbrücke auskommt.
Es handelt sich um eine Fachwerkbogenbrücke mit einer Modulfahrbahn, die in dieser Umsetzung bisher einzigartig ist. Der Versteifungsträger und die Querträger des Stahlüberbaus werden in wetterfestem Baustahl ausgeführt und nur der Bogen und die Diagonalen werden in normalem Stahl mit Korrosionsschutz ausgebildet. Dadurch erspart man sich Einschränkungen im Bahnbereich, wenn der Korrosionsschutz erneuert werden muss.
Die direkt befahrbaren Modulplatten werden in Längsrichtung auf der Brücke mittels austauschbaren Spannlitzen vorgespannt. Auf diese Weise werden die Dichtelemente zwischen den Platten zusammengepresst und eine einheitliche Fahrbahn entsteht – eine extra Asphaltschicht ist nicht notwendig. In Brückenquerrichtung sind die Module mit Litzen im Spannbett vorgespannt.
Am 31. August wurde das Bauwerk mit sogenannten SPMT eingefahren. Hierzu wird der Stahlüberbau, der seitlich neben der Bahn zusammengeschweißt wurde zuerst angehoben und die SPMT darunter montiert. Die bestehenden zwei Gleise wurden überbaut, damit die SPMT dann die Stahlbrücke in Endlage einfahren und auf die vorab errichteten Widerlager absetzen können.
Die Montage der Modulplatten erfolgt im Nachgang, indem diese beginnend von einer Widerlagerseite in Längsrichtung aufgelegt und eingezogen werden.
Die Straßenüberführung wird von der Deutschen Bahn errichtet; das Bauwerk wird dann an Straßen NRW übergeben.
